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Zwischen Krise und Neuanfang: Wir brauchen eine Debatte über Entwicklungszusammenarbeit!

Drei Vorschläge für einen Weg zu einer Zusammenarbeit, die ihren Namen auch verdient.

Dieser Artikel von Sophie Knabner erschien ursprünglich auf *tbd. Dies ist eine gekürzte Version.

Entwicklungszusammenarbeit hat ein schlechtes Image – zu Recht. Immer mehr Stimmen werden laut, die sagen: Man sollte es einfach lassen. Gleichzeitig wissen wir, dass auch das keine Lösung ist, denn politische und ökonomische Krisen, Abhängigkeiten und Ungleichheiten sind Realität. Warum nicht mehr Debatte wagen und die ewige Kritik zur Praxis machen? Drei Vorschläge für einen Weg zu einer Zusammenarbeit, die ihren Namen auch verdient.

‚Entwicklungssprech‘ und das ewige Projekt – Begriffe und Methoden

„Nachhaltigkeit“, „Capacity Building“ oder „Resilienz“ sind Beispiele des entwicklungspolitischen Vokabulars, das sich etabliert hat, um sich weltweit über Grundannahmen und Ziele zu verständigen und zu einigen. Doch der Norden definiert jene Begrifflichkeiten und damit auch den Rahmen entwicklungspolitischer Zusammenarbeit, während der Süden sich darin einbettet. Ihre Allgemeingültigkeit wird vorausgesetzt und ist nicht Gegenstand grundlegender Debatten – schließlich wollen wir doch alle eine nachhaltige Entwicklung, oder etwa nicht?

[…]

In ähnlicher Weise kommen Zweifel an den international etablierten Methoden der EZ wie dem Logical Framework Approach und der Fixierung auf Projektzyklen auf. Es stellt sich die Frage, ob sie als standardisiertes Handwerkszeug noch ihren Zweck erfüllen oder uns nicht vielmehr in unserer Zielsetzung hemmen. Wie sollen wir über langfristige strukturelle Veränderungen nachdenken, wenn Ziele in 24 Monate Projektzeit erreicht und messbar bewiesen werden müssen? Wie lassen sich rassistische Strukturen, die Nachwirkungen des Kolonialismus und die Vision einer gleichberechtigen Weltgesellschaft in einer Logical Framework Matrix darstellen? Wir müssen eine grundlegende Debatte über die zentralen Begriffe und Methoden der Entwicklungszusammenarbeit einfordern, um gemeinsame Ziele nicht in standardisierter Bürokratie und technischen Abläufen zu ersticken.

Jenseits der Augenhöhe – Widersprüche aushalten, benennen und mit ihnen arbeiten

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Es mag gut für unser Selbstbild und den zielgerichteten Fortgang unserer Arbeit sein, im Glauben zu leben, dass wir und unsere Partner gleichberechtigt zusammenarbeiten. Diese Illusion bewahrt uns davor, unser tägliches Tun infrage zu stellen. Sie ist aber ebenso gefährlich: Sie verschleiert die Machtstrukturen, in denen Entwicklungszusammenarbeit umgesetzt wird und verfestigt sie, indem sie mit einer Phrase übertüncht und im nächsten Projektzyklus wiederholt werden.

Eine grundlegende Auseinandersetzung mit strukturellen Abhängigkeiten und ungleichen Ausgangssituationen kann so nicht stattfinden. Augenhöhe ist das Ideal, nicht die Ausgangssituation. Entwicklungszusammenarbeit ist ein Feld voller Widersprüche und wir müssen lernen, diese zu benennen, auszuhalten und mit ihnen zu arbeiten. Wir müssen Partner an allen Entscheidungsprozessen gleichermaßen beteiligen, unabhängige Beschwerdeverfahren in jeder Zusammenarbeit etablieren und neutrale Evaluationen für beide Parteien ermöglichen. Wir müssen bereit sein, grundlegende Kritik gegenüber unseren Arbeitsweisen und -ergebnissen zuzulassen, anzunehmen und die Konsequenzen dafür tragen.

EZ ist gesellschaftliche Verantwortung – von Globalgeschichte und Spendenwerbung

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Die Probleme, die die EZ angeht, sind hochkomplex. Dies müssen auch ihre Unterstützer wissen. Sie müssen die Hintergründe und Zusammenhänge in ihren Grundzügen verstehen um zu entscheiden, welche Themen und Initiativen sie fördern möchten. Nicht nur staatliche, sondern auch private Geldgeber müssen aufgeklärt werden und Verantwortung übernehmen, mitzuentscheiden, wie eine neue Form der EZ gelingen kann. Es ist die Pflicht entwicklungspolitischer Initiativen und Programme, über die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingen und Strukturen zu informieren, die ihren Einsatz nötig machen, und dabei ihre Arbeit offenzulegen und sie zur Debatte zu stellen. […]

Wenn wir diese Debatten über unsere Annahmen, Ziele und Arbeitsweisen wagen, werden wir wahrscheinlich nicht mehr von Entwicklungszusammenarbeit sprechen. Aber wir werden unseren Idealen, aus denen heraus wir diese Arbeit tun, näher kommen als je zuvor.

Dieser Artikel von Sophie Knabner wurde gekürzt. Der vollständige Artikel erschien am 20.02.2019 auf *tbd.