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Ein Plädoyer für Globales Lernen an Schulen

Über die Tatsache, dass die Welt immer vernetzter und komplexer wird, sind sich die meisten inzwischen einig. Über die Art und Weise wie wir (und vor allem zukünftige Generationen) damit umgehen, nicht. Es wird noch viel diskutiert. Uns soll hier der bildungspolitische Diskurs interessieren.

Die Prämisse: Die sozialen Medien, der globalisierte Welt-, Arbeits- und Bildungsmarkt sowie internationale Lebensmittellieferketten und immer neuere Technologien sorgen dafür, dass jegliches Konsumhandeln nicht mehr ohne globale Auswirkungen stattfinden kann. Das kann einen schon einmal erdrücken und in eine gewisse Schockstarre verfallen lassen. Oder man erfreut sich der Freiheit zur selbstermächtigenden Mündigkeit, ein Privileg der meisten modernen Gesellschaften, und schätzt seine eigene Wirkungs- und Teilhabekraft. Denn in vielen Wirtschaftsbereichen hat der Einzelne durch seine Kaufentscheidungen eine entscheidende Wirkungsmacht. Die produzierende Industrie lässt sich schließlich über die Nachfrage maßgeblich von den Endkonsumenten steuern.

Genau hier setzt das Globale Lernen an. Ziel ist es SchülerInnen globale Themen näher zu bringen und ihnen ihre eigenen Handlungsspielräume aufzuzeigen, sowie das Bewusstsein bezüglich ihrer eigenen Entscheidungsmacht zu schaffen, um Veränderungen bewirken zu können.

Globales Lernen im Kontext von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Globales Lernen ist ein Auftrag im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Es ist die schulgerechte Antwort auf Erfordernisse einer nachhaltigen Entwicklung der Weltgesellschaft, wie sie in den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN festgesetzt wurden. Globales Lernen ist kein fest umrissenes pädagogisches Programm, sondern vielmehr ein offenes, facettenreiches Konzept zeitgemäßer Allgemeinbildung.

Bei der BNE geht es um die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, nicht prioritär Inhalte. Inhalte sind heute, im Zeitalter des Internets, niedrigschwellig zu erschließen. Die Schulung von Fähigkeiten jedoch braucht eine langwierigere Begleitung. Globales Lernen dient im Vorbild der BNE folglich nicht dazu, Nachhaltigkeitsthemen, wie Klimaschutz und Biodiversität lediglich zu thematisieren, sondern partizipative Methoden zur Vermittlung kritischen Denkvermögens anzuwenden. Befähigende Bildung geht über reines Faktenwissen hinaus. Sie ermöglicht die Entwicklung von Werten und Fähigkeiten, wie vorausschauendes Denken und Verknüpfung interdisziplinären Wissens. Zudem vermittelt Globales Lernen eigenverantwortliches Handeln sowie die Partizipation an lokalen gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen mit einem Blick für internationale Zusammenhänge. Beim Globalen Lernen distanziert man sich des Weiteren von dem Kategoriendenken „Erste Welt, Zweite Welt, Dritte Welt“ und vermittelt methodisch ganzheitlich und fächerübergreifend Wissensinhalte und Kompetenzen zu Eine-Welt-Themen.

Die Notwendigkeit von Globalem Lernen an deutschen Schulen

Globale Herausforderungen, wie der Klimawandel, betreffen uns alle. Nur gemeinsam können wir sie lösen. Junge Menschen gestalten die Zukunft, deshalb sollten sie globale Zusammenhänge möglichst früh kennen lernen. Dabei ist die Verbreitung des Bildungsprogramms ein wichtiger Baustein. Des Weiteren stellt Globales Lernen spielerisch heraus, dass wir Menschen mit dem Planeten und all seinen Lebewesen unauflösbar verbunden sind und es sich lohnt diese Vielfalt zu schätzen und zu wahren.

Jeder Entwicklungsprozess, so unser Credo, beginnt auf der individuellen Ebene, dann im direkten Umfeld, bei Freunden, Familie und im lokalen Kontext, erst dann kann das Augenmerk auf größere Wirkungsfelder gelenkt werden. Anders gesagt: Entwicklungsarbeit wirkt nur nachhaltig, wenn die einzelnen Akteure mit dem Veränderungsprozess bei sich selbst beginnen. Damit wird auch das klassische Bild des zu entwickelnden globalen Südens aufgebrochen und Deutschland als ein ebenso zu entwickelndes Land wahr genommen wie die konventionell als Entwicklungsländer betitelten Nationen.

Anna Sibel Tschapke