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Genossenschaften- Ein wirtschaftlicher, selbstbestimmter Weg der Hilfe zur Selbsthilfe

„Eine Ernte von unten müsse geschaffen werden“, meinte Entwicklungsminister Müller auf der World Food Convention des Tagesspiegels, „und zwar indem Kleinbauern durch Bodenrechte, den Aufbau dezentraler Strukturen und Genossenschaften gestärkt werden.“

Auch wenn es teilweise während der Convention so anklang – ein neues Konzept sind Genossenschaften auch im Globalen Süden nicht mehr. In Peru beispielsweise wurden durch den Staat in den 70iger Jahren große haciendas unterteilt und Genossenschaften gegründet, die diese Ländereien erhielten. Seit der Jahrtausendwende werden diese durch verschiedene Entwicklungsorganisationen in ihrer Struktur gestärkt und die Gründung weiterer Genossenschaften gefördert.

Momentan erlebt das Thema Genossenschaften wieder einen neuen Aufwind – warum eigentlich?

Genossenschaften sind ein freiwilliger Zusammenschluss von Menschen, welche gemeinsame soziale, wirtschaftliche und kulturelle Bedürfnisse und Ziele haben. Eine Genossenschaft wird von ihren Mitgliedern (und zugleich Eigentümern) selbstbestimmt, ohne den Einfluss von Investoren, demokratisch gemanagt. Es ist somit eine klare Form der Selbsthilfe.

Durch den Zusammenschluss (beispielsweise lokaler Bauern) erhalten die Mitglieder einen besseren Zugang zu Märkten, da sie größere Mengen anbieten können und ein gemeinsames Marketing betreiben. Da Mittelmänner umgangen werden können und Bonuszahlungen für Zertifizierungen für Genossenschaften erhältlich sind, sowie die Verhandlungsmacht einer Genossenschaft höher ist als die eines einzelnen Bauern, erhalten Mitglieder zudem höhere Preise für ihre Ernte. Gleichzeitig erhalten sie durch Mengenrabatte günstigere Materialien, und oft Zugang zu Lagerungsmöglichkeiten sowie Krediten. Die Mitglieder können damit eine wirtschaftliche Existenz aufbauen, die sonst derart nicht entstehen würde. Oft werden ab einer bestimmten Größe der Genossenschaft auch Arbeitsplätze geschaffen. Landwirtschaftliche Genossenschaften spielen somit eine wichtige Rolle in der sozio-ökonomischen Entwicklung der sie umgebenden Region, insbesondere da es in ländlichen Gebieten außerhalb von Viehzucht und Landwirtschaft wenig andere Erwerbsmöglichkeiten gibt.

Wie kann diese Art der Selbsthilfe unterstützt werden?

Die positive gesellschaftliche Wirkung kann verstärkt werden, indem in der Aufbau neuer und die Stärkung existierender Genossenschaften gefördert sowie der Zugang zu Finanzierung ermöglicht wird. Dies ist sowohl durch bottom-up als auch top-down Ansätze möglich.

Drei Möglichkeiten bottom-up landwirtschaftliche Genossenschaften zu unterstützen sind zum Beispiel die Bereitstellung von Value Chain Financing (bei welchem das Produkt als Kreditsicherheit dient), das Aufsetzen eines Finanzierungsfonds mit philanthropischen Geldern und die Stärkung von Genossenschaften im Marketing sowie im capacity building ihrer Mitglieder.

Genossenschaften brauchen zudem einen klaren rechtlichen Rahmen in welchem sie sich bewegen können. Dies ermöglicht ihnen einen einfacheren Zugang zu lokalen Kapital und senkt somit ihre Abhängigkeit von ausländischen Geldgebern. Die Schaffung dieses Rahmens in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Regierung, das Aufsetzen staatlicher Förderprogramme für Genossenschaften sowie die Errichtung von Partnerschaften mit lokalen Banken für risk sharing und loan guarantee Programme für Genossenschaften sind drei Möglichkeiten die Selbsthilfe von Genossenschaften top-down zu unterstützen.

 

CHANGE DEVELOPMENT arbeitet in Ostafrika sowohl an einem top-down, als auch einem bottom-up approach, um landwirtschaftliche Genossenschaften zu stärken.